Durch die fortschreitende Digitalisierung werden zahlreiche Grundsatzfragen aufgeworfen: Wie verändern sich Beziehungen, Arbeitswelten und Menschenbilder? Welche Identitäten, Naturverhältnisse und Vorstellungen vom guten Leben bilden sich heraus?
Die Philosophie bietet ein großes Potential, unsere Perspektiven auf diesen Feldern zu bereichern – nicht zuletzt, weil Grundsatzfragen immer auch philosophische Fragen sind.
Auf diese Weise können wir gegenwärtige Dynamiken besser verstehen. Und wir können uns fundierter darüber verständigen, wie wir unsere digitalisierte Gesellschaft heute und morgen gestalten wollen.
Um das Digitale zu verstehen, ist es wichtig, das Verhältnis von Technologie und Gesellschaft zunächst grundsätzlich in den Blick zu nehmen (=> Natur und Technik). Den Phänomenen spezifisch digitaler Technologien nähere ich mich dann häufig entlang dreier Linien: (1) der Generierung von Informationen, (2) deren Vernetzung und (3) deren Verarbeitung.
Weitere Fragen werden aufgeworfen, wenn wir uns einzelne Facetten des Digitalen näher anschauen. Neben den Auswirkungen digitaler Technologien auf Mensch und Gesellschaft interessiert mich dabei immer auch die umgekehrte Wirkungsrichtung: Welche Vorstellungen, Verheißungen und Menschenbilder prägen den digitalen Wandel?
Um das Digitale philosophisch eingehend zu diskutieren, habe ich gemeinsam mit dem Literaturforum im Brecht-Haus die Veranstaltungsreihe Netzdialoge! Philosophie des Digitalen ins Leben gerufen (LINK). Hier bin ich Initiator und Projektleiter wie auch Gesprächspartner auf der Bühne. Mit meinen Gästen diskutiere ich eine ganze Bandbreite an Fragen.
#1 Mensch und Kultur. Welche Menschenbilder bestimmen die Richtung des digitalen Wandels?
#2 Smarte Algorithmen statt mündiger Menschen? Wo stellen Algorithmen unsere Entscheidungen auf eine vernünftigere Grundlage? Wo laufen wir Gefahr, den Codes das Denken zu überlassen?
#3 Liebe im Digitalen. Wie verändern sich Vorstellungen von Romantik durch das Digitale?
#4 Vertrauen oder Transparenz? Entgegen häufiger Slogans wird Vertrauen durch Transparenz nicht geschaffen, sondern ersetzt. Wie verändern sich Beziehungen und Institutionen dadurch?
#5 Vernetzt und doch allein? Sind wir dank digitaler Vernetzung weniger einsam oder werden neue Formen der Entfremdung begünstigt?
#6 Mit Big Data zu großen Erkenntnissen? Welche Arten von Wissen werden durch Big Data ermöglicht?
#7 New Work als neue Kultur? Wie verändert der Wandel von Arbeitskulturen auch Anerkennungsstrukturen und Machtverhältnisse?
[Zeitgleiche Veröffentlichung in Berliner Zeitung, Ausgabe 219, 20.09.2019, S. 12, LINK]